Assos (Behramkale)

Assos (Behramkale) liegt im Landkreis Ayvacık in der Provinz Çanakkale etwa 90 km südlich der Stadt Çanakkale und auf dem Landweg etwa 100 km nordwestlich von Ayvalık. Wer sich jedoch von Ayvalık mit dem Auto auf den Weg macht, muss die Nationalstraße D550 zunächst in östliche Richtung einschlagen, da der Golf von Edremit umfahren werden muss. Assos und Behramkale bezeichnen grob die selbe Siedlung, wobei sich Assos mehr auf die Ausgrabungen auf dem Hügel, Behramkale mehr auf das Gebiet um den Hafen bezieht. Bedauerlicherweise wurden am Hafen viele alte, teils antike Bauten zu unansehnlichen Bettenburgen umgemeißelt. Der Besucher sollte das Städtchen vor allem in der Hauptsaison zum Wochenende meiden, da busseweise Touristen aus allen erdenklichen Gegenden angekarrt werden.

Die Region um Assos war bereits in der Bronzezeit besiedelt. Assos Gründung geht auf das 7. Jh. v. Chr. zurück als von der Insel Lesbos verdrängte Äolier sich hier ansiedelten. Um 530 v. Chr. entstand der prächtige Athena-Tempel (türkisch Behramkale). Seine Blütezeit erlebte Assos unter dem Tyrannen Hermias von Atarneus. Der Eunuch war Sklave des Geldwechslers Eubulos, bis dieser ihm um 350 v. Chr. nebst seiner Freiheit die Städte Assos und Atarneus vermachte. Hermias, ein Schüler Platons, konnte sogar den großen Aristoteles für die Stadt gewinnen. Aristoteles gründete in Assos eine philosophische Schule, blieb drei Jahre in der Stadt und heiratete sogar Pythias, eine Adoptivtochter des Fürsten. Zu dieser Zeit suchten viele große Philosophen Zuflucht in Assos, das sich aus Schutz vor den Persern mit den Makedoniern verbündet hatte. So wurde Assos schon bald zu einer Hochburg der Philosophie. Einen Strich machten Hermias aber dann doch letztendlich die Perser durch die Rechnung, als sie Assos endlich einnahmen und Hermias kurzer Hand kreuzigten.

Erst Alexander dem Großen gelang es schließlich, die Perser zu vertreiben. Assos geriet jedoch mehr und mehr in den Schatten des neugegründeten Alexandria Troas. In der Zeit zwischen 241 bis 133 v. Chr. wurde Assos noch von Pergamon regiert. Zum letzten Mal fand Assos Beachtung, als der Apostel Paulus von Alexandria Troas kommend hier Station machte (Apg. 20, 13-16). Assos versank in einen Dornröschenschlaf, aus dem es erst allmählich durch die systematisch durchgeführten Ausgrabungen, später dann durch den aufkommenden Tourismus wieder erwachte.

Weiterführende Literatur:

Assos 1 in Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (Ludwig Bürchner, Stuttgart 1896)
Die Inschriften von Assos (Reinhold Merkelbach, Bonn 1976)
Ausgrabungen in Assos. 4 Bände (Ümit Serdaroğlu, Reinhard Stupperich, Bonn 1990–1996)
Assos (Behramkale) - (Ümit Serdaroğlu, Istanbul 1995)

 

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